m.a.x. museo

Centro Culturale Chiasso: Aussere Struktur und Inhalt der drei „C“

Das m.a.x. museo bildet gemeinsam mit dem Cinema Teatro, dem Spazio Officina und der Stadtbibliothek das Centro Culturale Chiasso.
Diese vier Einrichtungen agieren in ihrem Schaffen unabhängig voneinander und setzen sich jedes Jahr mit einem Thema auseinander, das über die Kunst, das Theater, die Musik, den Tanz, die Grafik und die zeitgenössische visuelle Kommunikation zum Ausdruck gebracht wird.
Gehen wir näher auf die Einrichtungen ein. Das Cinema Teatro ist ein historisches Gebäude des „stimmungsvollen Kinos“, das in den 30er-Jahren vom Architekten Americo Marazzi erbaut und vom Maler Carlo Basilico dekoriert wurde. Es wurde 1936 eröffnet und 2001 umgebaut und ist Schauplatz zahlreicher Konzerte, Prosa- und Tanzaufführungen. Das m.a.x. museo stammt aus der Feder der Architekten Durisch und Nolli. Dieses Werk der zeitgenössischen Architektur ist 2005 entstanden. Das Museum ist Mitglied des ICOM, des internationalen Museumsrates (International Council of Museums). Zu seinen Aufgaben gehört die Darstellung von Grafik, Design, Fotografie und zeitgenössischer visueller Kommunikation. Dabei erlebt es sich als Bindeglied zwischen der Vergangenheit und den neuen Grafiker- und Designergenerationen. Neben dem m.a.x. museo steht das Gebäude Spazio Officina, ein Bauwerk der Industriearchäologie, das zu einer Schmiede für Ausdrucksformen umgestaltet wurde, die noch im Entstehen sind. In diesem Raum finden Ausstellungen, Aufführungen, Symposien und Festivals statt. Ausserdem gibt es noch die Stadtbibliothek, die in einer kleinen Villa aus den Anfangsjahren des 20. Jahrhunderts untergebracht ist. Über 40.000 allgemeinbildende Bücher sind dort katalogisiert, darüber hinaus wurden eine auf Grafik spezialisierte Abteilung sowie eine wertvolle Exlibris-Sammlung eingerichtet. Seit 2016 gehört die Bibliothek zum SBT, dem Tessiner Bibliothekssystem.
Im Jahr 2019 wurde das Centro Culturale Chiasso mit dem renommierten Doron Preis ausgezeichnet, der für das „aussergewöhnliche kulturelle Angebot“ verliehen wurde, das in der Grenzstadt gefördert wird. Im Kulturzentrum leben mehrere Seelen zusammen, die ihren Platz zwischen der Vergangenheit und der jetzigen Zeit finden. Das Kulturzentrum bietet einem ganzjährig die Gelegenheit, sich auf angenehme Art weiterzuentwickeln.

Eine Laterne als Museum: das Projekt der Architekten Durisch & Nolli

Das Museum wurde 2005 auf Initiative der Max Huber-Kono-Stiftung errichtet, die von Aoi Huber Kono, der Witwe des grossen Schweizer Grafikkünstlers, gegründet wurde. Das Gebäude ist ein wahres architektonisches Prachtstück, das von den Architekten Pia Durisch und Aldo Nolli entworfen wurde. Im Jahr 2007 wurde es vom SIA, dem Schweizerischen Ingenieur- und Architektenverein, zum besten öffentlichen Bauwerk gekürt. Seine weiten, lichtdurchfluteten Räume sind nach dem Konzept des „White Cube“ angeordnet, das in den 30er-Jahren des 20. Jahrhunderts als ästhetisches Kriterium für Museumsgebäude festgelegt wurde. Wegweisend sind weisse, geräumige Bereiche, ein neutraler, durchgehender Boden und eine auf das Wesentliche reduzierte Architektur. Das Licht ist hier sowohl für den Innen- als auch für den Aussenbereich das ausschlaggebende Merkmal und sorgt für eine dezente Beleuchtung im Innenbereich und eine starke Leuchtkraft nach aussen. Dadurch wird das Gebäude in eine Art Laterne verwandelt, in einen urbanen Leuchtturm, in eine Metapher für die Schönheit der Kunst, die die Kraft besitzt, die Welt zu erleuchten. Im Inneren sind die Ausstellungsräume auf drei Ebenen angeordnet, durch breite Bandfenster dringt im oberen Teil warmes, diffuses Licht in den Raum, das die ausgestellten Werke nach und nach diskret zur Geltung bringt. Die geräumigen und modulierbaren Bereiche schaffen für den Besucher ein ständiges Wohlfühlerlebnis. Vor der Museumsfassade steht die einzige grosse Skulptur von Max Huber, die dreidimensionale Darstellung eines Logos mit seinen „3 T“. Damit nahm er das Konzept vorweg, das der amerikanische Städteplaner Richard Florida mit den 3 T, Talent, Technologie und Toleranz, zusammengefasst hat, die für ihn als grundlegende Elemente einer kreativen Gesellschaft galten. Die Skulptur bringt daher die Berufung der Grenzstadt Chiasso zum Ausdruck, die sich der Kunst, der Schönheit und der Kreativität verschrieben hat. Der Besuch des m.a.x. museo bietet nicht nur inhaltlich (Sonderausstellungen) ein bereicherndes Erlebnis, sondern auch was die äussere Gestaltung betrifft (Architektur).

Eine Fülle an Gleisen… Der Grafiker Max Huber (1919-1992) und der Auftrag des m.a.x. museo

Der Name m.a.x. museo erinnert sofort an Max Huber (1919-1992), der zu den bedeutendsten Grafikdesignern des 20. Jahrhunderts zahlt.
Der in Baar im Herzen der Schweiz geborene Künstler, der in Zürich die Kunstgewerbeschule besucht hat, hat grafische Werke und Logos geschaffen, die auch heute noch bekannt sind wie die für die Firmen Rinascente, Esselunga oder Coin gestalteten Werke. Huber beschloss, in die Grenzstadt zu ziehen, da er dort „… eine Fülle an Gleisen“ vorfand und von dort aus bequem in Mailand tätig sein konnte. Der kulturelle Beitrag, den Max Huber auf seiner künstlerischen Suche, vor allem im Grafikbereich, geleistet hat, ist auf sein Interesse an abstrakten Kompositionen zurückzuführen sowie auf seine Begeisterung für die europäischen Avantgarden und die südländische Kreativität und Farbpalette.
Der Name m.a.x. museo bringt diese Einstellung zum Ausdruck: das „m“ steht für museo, Museum, das „a“ für Arte, d. h. Kunst in ihrer ganzheitlichen Bedeutung und das „X“ steht für die Unbekannte, die bei der Entwicklung aller Formen der grafischen Kunst auftaucht, während das Zeitgenössische entsteht. Der Name ist in Kleinbuchstaben geschrieben, ein Wesenszug für die Schule von Max Bill und seiner Konkreten Kunst. Das m.a.x. museo sieht seinen Auftrag darin, ein Bewusstsein für Grafik, Design, Fotografie und zeitgenössische visuelle Kommunikation zu schaffen. Die Rotationsausstellungen drehen sich um drei Themenreihen, nämlich das Grafikdesign, die Kunstgrafik oder historische Grafik und die Firmengrafik. Eine vierte Themenreihe, die alle zwei Jahre stattfindet, ist der visuellen Kommunikation in der Fotografie gewidmet. Ein Besuch des m.a.x. museo und der Grenzstadt Chiasso ist daher ein besonderes Erlebnis der „Immersion“.

Chiasso, Grenzstadt, Ort des Handels und des Austauschs sowie neuer kultureller Identitäten

Chiasso wird in überlieferten Dokumenten als Versorgungsstation erwähnt, wo die Pferde gewechselt wurden. Die städtische Entwicklung von Chiasso ist nicht mit jener der anderen besiedelten Ortschaften des Kantons Tessin vergleichbar. Als Grenzort und Stätte der Gastfreundschaft war Chiasso immer schon bekannt für seine Gastfreundlichkeit und seine Gaststätten entlang der wichtigen Verbindungsachse zwischen Norden und Süden, der Hauptstrasse Corso San Gottardo.
Als dann 1874 die Eisenbahnstrecke gebaut und 1932 der internationale Bahnhof errichtet wurde, hat dies die Anziehungskraft der Grenzstadt als Handelsplatz im 19. und 20. Jahrhundert weiter erhöht. Den Schwerpunkt der Handelstätigkeit bildeten Speditions- und Transportunternehmen, Banken und der Dienstleistungsbereich. Das Bild, das Chiasso immer vermittelt hat, war das einer sich hervorragend entwickelnden Stadt, die abhängig war von den Wechselfällen der Wirtschaft in einem Grenzgebiet. Die Bevölkerung gehört unterschiedlichen, ethnischen Gruppen an, ist daher sehr offen und auf kulturelle Integration bedacht. Ab den 90er-Jahren hat sich mit dem Schengener Abkommen die Besonderheit der Stadt langsam gewandelt und die Grenzstadt hat mit dem neu errichteten Centro Culturale Chiasso, dem Cinema Teatro, dem m.a.x. museo, dem Spazio Officina und der Stadtbibliothek ein kulturelles Spitzenangebot entwickelt. Dadurch ist ein wahres Kulturviereck und zeitgenössischer Architekturpark entstanden, dessen Besuch sich lohnt.